Verstehen deine Kunden, was du ihnen sagen willst?
Was Unternehmer ihren Kunden und vor allem ihren Noch-nicht-Kunden sagen wollen, ist in vielen Fällen nicht dasselbe, was dann tatsächlich am Bildschirm oder am Papier landet. Und so spielt sich zwischen dem Kopf des Absenders und jenem des Empfängers etwas wie „Stille Post“ ab:
Gedacht heißt nicht, dass es so geschrieben wird,
geschrieben heißt nicht, dass es so gelesen wird,
gelesen heißt nicht, dass es so verstanden wird,
verstanden heißt nicht, dass wir damit einverstanden sind,
einverstanden heißt nicht, dass es uns berührt,
und was uns nicht berührt, das kaufen wir nicht.
Es gibt zwei Hauptgründe, warum Anbieter häufig an ihren Kunden vorbeikommunizieren:
- Beide Seiten sprechen unterschiedliche Sprachen
Wer beispielsweise Senioren Computerkurse verkaufen will, sollte allzu viele Fachtermini vermeiden. Ältere Menschen möchten weder mit Browsern surfen noch Apps downloaden. Sie wollen einfach durch das Nutzen moderner Technologien dazugehören. Einheimische sind freundlicher und offener, wenn du in deinem Urlaub in ihrer Landessprache mit ihnen sprichst.Bei Werbetexten ist das genauso. „Sprache ist immer die Sprache von jemandem. sie ist nicht für sich selbst.“ Hans-Martin Gauger, Philologe
- Die geschriebene Sprache ist schlichtweg unverständlich
Ein Extrembeispiel sind juristische Fachtexte. Wer gezwungen ist, sie zu lesen, verringert sein Lesetempo fast zwangsläufig auf jenes eines Volksschulkindes. Und hat am Ende doch nur die Hälfte verstanden. Bestenfalls.Der natürliche Feind von Keksen ist das Krümelmonster. Der natürliche Feind des Lesers sind Wort- und Satzmonster. Beispiele gefällig?
- Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz
- Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung
- Denjenigen Anstößern, die sich durch dieses Verbot, das auf Veranlassung des Pächters, der sich, wie seine Eingabe beweist, geschädigt fühlt, verfügt wird, in ihren Rechten verletzt glauben, wird eine Frist von drei Wochen, die heute zu laufen beginnt, angesetzt, um ihnen, wie es das Gesetz verlangt, zu ermöglichen, Klage zu erheben.Und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, jede vorhandene Klarheit aus dem Geschriebenen zu beseitigen: Floskeln, Füllwörter, Passiv-Konstruktionen, Anglizismen, Nominalstil, Wortwiederholungen, … Deshalb forschen Sprachwissenschaftler schon lange an Methoden, um die Verständlichkeit von Texten zu messen…
Flesch-Reading-Ease
Einer der ersten und bekanntesten Verständlichkeits-Indizes ist nach seinem Entwickler Rudolf Flesch benannt. Er berechnet die durchschnittliche Satz- und Wortlänge (Anzahl der Silben) und gibt einen Wert zwischen 0 (sehr schwer) und 100 (sehr leicht) aus. Das bedeutet:
Je kleiner der Wert, desto anspruchsvoller bzw. schwieriger zu „entschlüsseln“ der Text.
Je höher der Wert, desto einfacher die Schreibe – mit der Gefahr, ins Triviale oder Banale abzurutschen.
Aber Vorsicht: Der Flesch-Reading-Ease bewertet Texte nicht, er misst lediglich seine generelle Lesbarkeit.
https://fleschindex.de/berechnen
BlaBlaMeter
Sind deine Texte gehaltvoll und ansprechend oder verströmen sie bloß heiße Luft? Das kostenlose Web-Tool BlaBlaMeter misst den „Bullshit-Index“ von deutschen Texten bis zu einer Länge von 15.000 Zeichen. Hochwertige Texte kommen dabei auf einen Wert zwischen 0.1 und 0.3. Alles darüber ist verdächtig und wahrscheinlich überarbeitungsbedürftig. Natürlich: auch das BlaBlaMeter erkennt nicht den Sinn eines Textes. Es prüft vielmehr unterschiedliche sprachliche Merkmale (z. B. ob übermäßiger Nominalstil vorliegt), also die handwerkliche Qualität deiner Schreibe. Einfach mal ausprobieren!
Fazit
Über allem gilt: Sämtliche Tools zum Prüfen deiner Texte liefern dir kein Ziel, sondern lediglich eine Orientierungshilfe auf dem Weg zu deinem Kunden. Denn letztlich kommt es nur auf sein Urteil an.